BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Kreisverband Dortmund
Europäische Perspektiven und lokale Herausforderungen: Gut besuchter Neujahrsempfang der Dortmunder Grünen
Kreisverband
19.02.2024 – Pressemitteilung
„Wenn man an einer Abzweigung steht, wie sich eine Gesellschaft entwickelt, ist es super wichtig, wenn so viele Demokrat*innen zusammenkommen wie heute und hier.“ Mit diesen klaren Worten wies Hannah Rosenbaum, Sprecherin des Kreisverbandes, gleich in ihrer Begrüßung auf eines der wichtigsten aktuellen politischen Themen hin: Den Zusammenhalt aller Demokrat*innen gegen den zunehmenden Einfluss rechtsextremer Kräfte. Und viele Menschen aus Verbänden, Vereinen, demokratischen Parteien, Wirtschaft und Verwaltung waren am Sonntagvormittag der Einladung des Dortmunder Kreisverbandes von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gefolgt.
Im mit rund 250
Personen gut gefüllten Saal des Jazzclubs Domicil in der
Dortmunder Innenstadt ging es um die Frage, wie Grün wirkt - in
Europa, in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen und in Dortmund.
Auf dem Programm stand zunächst ein Vortrag von Terry Reintke.
Die Politikerin aus Gelsenkirchen ist Spitzenkandidatin der
Europäischen Grünen für die Europawahl im Juni. Als
Brückenbauerin auch zwischen Gelsenkirchen und Dortmund" betonte
die 36-Jährige die enorme Bedeutung des Ruhrgebiets als zentrale
Region für den ökologischen Umbau und Fragen der sozialen
Gerechtigkeit in Europa. Mit Blick auf den Tod des russischen
Oppositionellen Alexei Anatoljewitsch Nawalny und den ungewissen
Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen unterstrich Terry Reintke
die Bedeutung des europäischen Zusammenhalts: „Wir müssen als
Europäer*innen, ganz klar auf dem Fundament von Menschenrechten,
Demokratie und Freiheit, enger zusammenarbeiten und dafür
kämpfen, dass sich die Autokratien weltweit nicht durchsetzen“.
Der europäische Green Deal, der massive Ausbau erneuerbarer
Energien, diene nicht nur der Erreichung von Klimazielen und
wirtschaftlichen Zielen, sondern auch der Unabhängigkeit Europas
von Energielieferungen autokratischer Regime. Gleichzeitig
betonte die Europapolitikerin aber auch deutlich ihren Einsatz
für soziale Gerechtigkeit in der Europäischen Union, deren
bisher wohl größter Erfolg die Einführung eines europäischen
Mindestlohns sei. „Demokratische Gesellschaften können nur
funktionieren, wenn es einen gewissen Grad an Gleichheit gibt,
wenn alle Menschen von ihrem Lohn leben können und sozial
abgesichert sind. Auch dafür werden wir in Europa in diesem Jahr
kämpfen“.
Nach Terry Reintkes Redebeitrag, der von großem Applaus begleitet wurde, übernahm die grüne Prominenz aus Dortmund die Bühne: Bundestagsabgeordneter Markus Kurth, Landtagsabgeordneter Michael Röls-Leitmann sowie Katrin Lögering und Christoph Neumann, Vorsitzende der grünen Ratsfraktion, stellten sich den Fragen von Hannah Rosenbaum und Marek Paul Kirschniok vom Kreisvorstand. In der kurzweiligen Talkrunde konnten die gewählten Politiker*innen so einige grüne Erfolge ihrer aktuellen Legislaturperioden vorstellen. Und die können sich wirklich sehen lassen, sei es die Einführung von Housing First in Dortmund, der Einsatz für die Einführung des Deutschlandtickets und seiner sozialen Varianten, die neue landesweite Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Umweltkriminalität mit Sitz in Dortmund oder das Bürgerenergiegesetz. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien hob sie besonders die Zusammenarbeit aller Ebenen von Europa über Bund und Land bis in die Kommen hervor. „Klimaschutz und finanzielle Unterstützung der Menschen passen wunderbar zusammen“, ist Michael Röls-Leitmann überzeugt. Wichtigstes Nahziel sei es nun, angesichts der Schuldenbremse die Handlungsfähigkeit der Politik auf allen Ebenen zu erhalten: „Wir brauchen eine Finanzpolitik, die den Bedürfnissen der Gesellschaft dient und keine Sparschwein-Ideologie“.
Mit Blick auf die
aktuelle Finanzlage blickte Markus Kurth weniger freudig in die
jüngere Vergangenheit: „Am 15. November des vergangenen Jahres
hat sich etwas sehr Grundlegendes geändert. Über Nacht ist uns
eine wichtige Finanzierungsgrundlage für die Zukunft
weggebrochen“, kommentierte er als Mitglied auch des
Haushaltsausschusses des Bundestages das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts, nach dem der geplante
Nachtragshaushalt der Bundesregierung nicht zulässig war. „Wir
haben es aber trotzdem geschafft, die Fördermittel für
Langzeitarbeitslose, für Migrantinnen und Migranten, für
Menschen, die Unterstützung brauchen, zu verteidigen.“ Auch das
Sanierungsprogramm für kommunale Einrichtungen in den Bereichen
Jugend, Kultur und Sport konnte gerettet werden - Mittel, die
zum Beispiel dem Freibad Stockheide zugutekamen. Als weiteren
Erfolg hebt Markus Kurth das Programm „Anpassung urbaner Räume
an den Klimawandel“ hervor, von dem beispielsweise das Schloss
Bodelschwingh profitieren konnte. Aber auch Programme zur
Demokratieförderung konnten von den Grünen im Bundeshaushalt
verteidigt werden. „Im Bereich der Energiewende und der
Mobilität stehen wir vor großen Herausforderungen, die für die
Menschen mit spürbaren Veränderungen verbunden sind. Das führt
zu Ängsten und Unsicherheiten, die von einigen Seiten gezielt
geschürt werden“, blickt Markus Kurth in die Zukunft, glaubt
aber, dass die Kommunikation immer besser wird. „Man sieht immer
mehr Berichtserstattung dazu, welche Fördermöglichkeiten
bestehen, es sickert so langsam durch, dass wir da viel gemacht
haben. Ich habe die große Hoffnung, dass das auch funktioniert.“
Eine weitere große Verunsicherung sieht der
Bundestagsabgeordnete bei der Krankenhausstrukturreform, obwohl
diese eine deutliche Verbesserung der medizinischen Versorgung
bedeuten würde. „Das Thema wird populistisch besetzt. Die
Gesundheitsversorgung würde abgebaut, dabei ist genau das
Gegenteil der Fall.“
Und auch in der Dortmunder Kommunalpolitik ist der Haushalt ein wichtiges Thema. So weist Katrin Lögering auf den Ernst der Lage hin, dass es der Stadt Dortmund in diesem Jahr nur durch einen Bilanztrick gelungen ist, das Abrutschen in die Haushaltssicherung zu verhindern. „Die Lage in den Kommunen wird immer enger, weil die Altschuldenlösung auf Bundes- und Landesebene immer noch in der Schwebe ist. Das ist hier im Ruhrgebiet ein großes Problem.“ Trotzdem sei es in vielen Gesprächen mit den anderen Fraktionen im Rat gelungen, wichtige Beschlüsse zu fassen, wie zum Beispiel die systemischen Klassenhelfer*innen. „Wir haben weiterhin unter anderem einen kommunalen Aktionsplan zur Überwindung von Obdachlosigkeit bis 2030 auf den Weg gebracht“, ergänzt Christoph Neumann. Mit 40 Millionen Euro im Haushalt könne zudem der Investitionsstau am Klinikum Dortmund beseitigt werden. Das nächste wichtige Ziel sei nun die Erarbeitung des Wahlprogramms für die Kommunalwahl 2025, in die die Zivilgesellschaft breit eingebunden werden soll.
Im Anschluss an die rund 30-minütige Podiumsdiskussion gab es bei einem reichhaltigen Buffet ausreichend Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, was viele Besucherinnen und Besucher des Neujahrsempfangs der Dortmunder Grünen bis in den späten Nachmittag hinein nutzten.
Kreisvorstand und Gäste der Dortmunder Grünen freuen sich über einen Rundum gelungenen Neujahrsempfang (von links nach rechts): Johannes Zedel, Prof. Dr. Anke Weber, Felix Berger, Heide Kröger-Brenner, Luis Hotten, Markus Kurth MdB, Terry Reintke MdEP, Christoph Neumann (Ratsfraktion), Hannah Rosenbaum, Marek Paul Kirschniok, Michael Röls-Leitmann MdL und Katrin Lögering (Ratsfraktion). (Foto: Mareen Meyer)